Mein Name ist Christiane und ich wurde im Januar 1977 geboren.

Als Marco unterwegs war, habe ich mich riesig gefreut. Das Marco krank sein könnte, darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. So etwas schiebt man ganz weit von sich - Warum sollte mich so etwas treffen?

Als ich einen Tag nach der Geburt diese schreckliche Diagnose erfahren habe, brach für mich eine Welt zusammen. Doch ich nahm ziemlich schnell dieses Schicksal an und versuchte das Beste daraus zumachen. Ich liebte Marco so wie er war. Er dankte es mir mit jedem Lachen, dass ich diese schwere Zeit mit ihm überstand. Jeder Fortschritt machte mir Mut, dass wir es zusammen schaffen würden. Ich versuchte ihm ein normales Leben zu ermöglichen, was gar nicht so einfach war. Marco hatte viele Therapien in der Woche und fast täglich waren wir beim Kinderarzt oder hatten unzählige Termine im Krankenhaus.

Vor jeder Operation hatte ich eine unbeschreibliche Angst, denn ein Leben ohne Marco war unvorstellbar für mich. Bei seiner letzten Operation war ich zum ersten Mal zuversichtlich. Immerhin hatte er drei schwere Operationen überstanden und ich hoffte auf seinen starken Lebenswillen. Das uns diesmal das Schlimmste treffen könnte, zog ich nicht in Erwägung.

Als in der Nacht zum 01.05.02 das Telefon klingelte und mir der Arzt diese schreckliche Nachricht übermittelte, wurde mir der Boden unter den Füßen weggezogen. Meine Hoffnung, unsere gemeinsame Zukunft, alles wurde mit einem Satz zerstört. Dieses Entgültige war der schlimmste Augenblick in meinem Leben.

Ich durfte Marco in der Klinik noch einmal auf den Arm nehmen, konnte ihn waschen, anziehen und lange von ihm Abschied nehmen. In dieser letzten Abschiedsstunde lief auf deinem Casssettenrecorder noch einmal seine Lieblingscassette. Die nächsten Tage bis zur Beerdigung erlebte ich in einem Komazustand. Seit dem Anruf in der Nacht nahm, ich meine Umwelt nur noch als Zuschauer wahr. Ich kam mir vor, als wenn ich mich selbst in einem Film sehen würde. Ich handelte einfach und dachte nicht darüber nach.

Am Tag der Beerdigung hatten wir superschönes Wetter. Nach einer ergreifenden Trauerfeier, liefen ca. 100 Menschen mit 170 Luftballons hinter Marcos Sarg zu seinem Grab. Als der Sarg in die Erde gelassen wurde, flogen die Luftballons in Richtung Sonne. Alle schauten den Luftballons hinterher.

Ich versuchte ab diesen Zeitpunkt mein Leben wieder in den Griff zu bekommen, was mir bisher auch ganz gelungen ist. Ich vermisse Marco und habe noch sehr oft Tiefpunkte. Die Abstände werden aber immer größer. Ich versuche Marcos Weg zu akzeptieren und mir vor Augen zu führen, dass er trotz seiner Lebensfreude ein sehr krankes Kind war und es ihm sehr oft ziemlich schlecht gegangen ist.

In seinem kurzen Leben hat er mir viel beigebracht und ich bin dankbar, diese 34 Monate mit ihm gehabt zu haben.

Ich werde meinen kleinen Marco nie vergessen!